"Nach dem Fall der Mauer und den politischen und wirtschaftlichen Umwälzungen wurde durch das Engagement von Airbus schließlich die Elbe Flugzeugwerke GmbH gegründet."

Manufacturing

Ein Hidden Champion aus Dresden startet durch

Ganze Flugzeug und Kompetenz aus Sachsen

September 26, 2022

Elbe Flugzeugwerke

Jordi Boto
CEO

Elbe Flugzeugwerke

Ein Hidden Champion aus Dresden startet durch

Ganze Flugzeug und Kompetenz aus Sachsen

September 26, 2022

Elbe Flugzeugwerke

Jordi Boto
CEO

Im Norden Dresdens, direkt am Flughafen der Stadt, ist ein Hidden Champion der Luftfahrtindustrie angesiedelt. Die Elbe Flugzeugwerke GmbH – kurz EFW – stattet alle Airbusflugzeuge mit Leichtbaukomponenten aus und baut Passagier- in Frachtflugzeuge um. Ein äußerst lohnendes Geschäft: Für die kommenden drei Jahre sind die Auftragsbücher voll – und die Nachfrage lässt nicht nach.

Die Hauptstadt Sachsens hat einiges zu bieten: eine einzigartige Altstadt, ein malerisches Elbufer, eine sehr lebendige Kulturszene, ein prosperierendes High-Tech-Netzwerk. Was viele nicht wissen: Dresden ist auch ein bedeutsamer Standort des deutschen Flugzeugbaus.

Frühe Flugzeug-Pioniere

Ende der 1950er Jahre wurde mit der Baade 152 das erste deutsche Passagierstrahflugzeug entwickelt, anders gesagt: das erste deutsche Passagierflugzeug, das mit einem Strahltriebwerk fliegt – landläufig werden dieser Flugzeugtyp auch als Düsenjet bezeichnet. Dieses Projekt, das als das wichtigste des Flugzeugbaus der DDR galt, wurde vom VEB Flugzeugwerke (später Flugzeugwerft) Dresden entwickelt, der später die Wartung von Militärjets der NVA und der Warschauer-Pakt-Staaten, aber auch der Airline Interflug ausführte. Verschiedene Faktoren führten zur Einstellung des Baade-152-Projektes und somit des Flugzeugneubaus in der DDR. Geblieben sind Fachwissen und Fähigkeiten rund um den Flugzeugbau auf Basis dieses Düsenflugzeugs, das als einer der großen Meilensteine in der Geschichte der deutschen Luftfahrt gilt.

Neue Zeiten, neue Aufträge

Nach dem Fall der Mauer und den politischen und wirtschaftlichen Umwälzungen wurde durch das Engagement von Airbus schließlich die Elbe Flugzeugwerke GmbH gegründet. Diese war zunächst Zulieferer für den Airbus Beluga, baute außerdem für den Flugzeughersteller Fokker. Durch die Verlagerung von Arbeitspaketen aus Hamburg kam dann schrittweise die Fertigung von Leichtbaukomponenten für alle Modelle der Airbus-Familie hinzu, welche heute ein zentrales Geschäftsfeld darstellt – bei dem nicht nur produziert, sondern auch Innovatives entwickelt wird.

Sächsischer Boden in der Luft

Bei den Leichtbaukomponenten handelt es sich um sogenannte Sandwichplatten. Diese bestehen in der Mittelschicht aus einer Art technischem Papier mit Wabenstruktur, die mit verschiedenen Schichten, optional Carbon- oder Glasfaser-Prepregs (kurz für “preimpregnated fibres” – vorimprägnierte Fasern), verbacken und verstärkt werden. Dabei entstehen Leichtbaukomponenten mit sehr geringem Gewicht, die gleichzeitig besonders stabil sind. Dies ist ein starker Schritt Richtung Nachhaltigkeit, denn der Kerosinverbrauch sinkt deutlich mit jedem eingesparten Kilogramm. Unterstützung in der Fertigung bekommt die EFW hierbei von ihrem Tochterunternehmen Acosa, der Aircraft Composites Sachsen GmbH, die im sächsischen Kodersdorf unweit der polnischen Grenze mit etwa 200 Mitarbeitern fertigt.

Eine nachhaltige Transformation – von Flugzeugen

Das wohl wichtigste Standbein ist mittlerweile wohl der Umbau von Passagier- in Frachtflugzeuge, ein Geschäftszweig, über den Elbe seit 1996 verfügt. Seitdem hat das Unternehmen hierfür weltweit über 40 Kunden gewinnen können, darunter die größten Express-Spediteure in Europa und Nordamerika – und der Erfolg hört hier nicht auf. So sind die Auftragsbücher in dieser Sparte heute schon bis 2025 gefüllt, ab 2024 will EFW jährlich 60 umgebaute Maschinen ausliefern und betreut hierfür Umrüststandorte weltweit. Dabei nimmt EFW eine neue Rolle ein, denn als STC (Supplemental Type Certificate)-Halter ist das Unternehmen für die Betreuung aller Umrüstflugzeuge verantwortlich – und ebenso für den sicheren Betrieb der Frachtflugzeuge selber. Und dies letztlich über die gesamte Lebensdauer eines Flugzeugs (ein Flugzeug ist für 30-40 Jahre konzipiert) und über alle Flotten hinweg. Somit wird auch Dresden als Standort der Flugzeugindustrie weiter an Bedeutung gewinnen.